Vogelhochzeit-ein Jahresbrauch in der Lausitz

Vogelhochzeit Jahresbrauch in der lausitz Gebäck

Als wir vor mehr wie einem Jahr nach Görlitz zogen, wunderten wir uns etwas über die leckeren Sachen die in dieser Zeit in die Bäckereien einzogen, nämlich allerlei Gebäck in Vogelform oder auch Nestern. Wir dachten uns nichts weiter dabei, aber es war auf jeden Fall richtig lecker!

Nun geschah in diesem Jahr dasselbe und wir fragten uns was das nun eigentlich bedeutet. Ich fragte bei unserem Lieblingsbäcker und bekam die Erklärung, die ich euch hier auch geben möchte.

Es stellte sich nämlich heraus, das es sich um einen Jahresbrauch in der Region handelt, der vor allem bei den Sorben verbreitet ist.

Das Lied: Die Vogelhochzeit

Wer kennt es nicht, das Lied : Die Vogelhochzeit

Ein Vogel wollte Hochzeit machen
in dem grünen Walde.
Refrain:
Fidirallala, fidirallala,
fidirallalalala.

Die Drossel war der Bräutigam,
die Amsel war die Braute.

Der Sperber, der Sperber,
der war der Hochzeitswerber.

Der Stare, der Stare,
der flocht der Braut die Haare.

Und so weiter. Eines der bekanntesten Volkslieder in Deutschland, die ersten Texte findet man aus dem Jahr 1470.

Ob das Lied nun wirklich Bezug zum Brauch der Vogelhochzeit hier in der Lausitz hat ist nicht bekannt. Einige Unterschiede zum Lied gibt es auch.

Der Jahresbrauch- die Vogelhochzeit

Der Brauch der Vogelhochzeit heißt auf niedersorbischPtaškowa swajźba und obersorbischPtači kwas und wird am 25.1. gefeiert.

Dafür stellen die Kinder am Abend des 24.1. einen Teller vor die Tür oder auf das Fensterbrett und am Morgen des 25. finden sie darauf Backwaren in Form von Vögeln oder auch Nester. Der Favorit hier im Haus sind Schmätzl, Vögel aus Baiser, am Besten wenn sie innen noch schön weich und klebrig sind. Oder auch Kremnester, aus einem Keksboden mit Buttercreme mit Schokoüberzug und kleine Zuckereiern in der Mitte. Einfach unglaublich lecker!

Vogelhochzeit Lausitz Kremnest
Kremnest

Diese Süßigkeiten sollen der Dank der Vögel an die Kinder für die Fütterung in den Wintermonaten sein und sind Teil des Hochzeitsmahles der Vögel.

Dazu gibt es an diesem Tag einen Umzug durch das Dorf, dabei sind die Kinder als Vögel verkleidet und die Erwachsenen tragen oft die sorbische Tracht.

Das passiert alles jetzt in der Zeit wo die Tage langsam wieder länger werden und auch die ersten Vögel mit dem Bau von Nestern anfangen, der Frühling in den Startlöchern steht.

Früher waren die süßen Backwaren eine Opfergabe, damit der Winter nicht mehr gar so lange dauern mag und man die Naturgötter sanft stimmen wollte. Mit dem Nachlassenden Glauben an diese Naturgötter, wurden es die Gaben an die Kinder mit der Zeit.

Im Gegensatz zum Lied wo die Amsel die Braut ist und die Drossel der Bräutigam, sind im hiesigen Brauch der Vogelhochzeit Elster und Rabe das sorbische Brautpaar.

Theatervorstellung Vogelhochzeit

Diese Vogelhochzeit wird in vielen Kindergärten und Schulen hier gefeiert, in dem sich die Kinder verkleiden und die Vogelhochzeit als Theater aufführen.

In dieser Zeit ziehen die das Sorbische Nationale Ensemble in Zusammenarbeit mit dem Deutsch Sorbischen Volkstheater mit Theaterstücken durch die Region und spielen sowohl für Kinder in den Kindergärten und Schulen und Abends dann auch mit Vorstellungen für Erwachsene. Sie spielen die Vorstellungen je nach Ort in Niedersorbisch, Obersorbisch oder auch Deutsch.

Dabei sind die Vorstellungen für die Kinder an den Brauch und das Lied gehalten, wohin gegen die Abendlichen Vorstellungen für die Erwachsenen eher abstrakt und auch satirisch sind und oftmals aktuelle Probleme der Region und der Sorben behandelt werden.

Ausser den Leckereien in den Bäckereien bekommen wir hier in Görlitz nicht so viel mit, da es keine direkte Region der Sorben ist, die sind mehr in der Region um Bautzen zu finden. In einigen Kindergärten wird aber auch hier die Vogelhochzeit gefeiert.

Ein wirklich interessanter und vor allem auch leckerer Brauch, die Vogelhochzeit.

Gibt es bei euch auch solche regionalen Bräuche und Traditionen? Berichtet gerne in den Kommentaren darüber!

Ein Kommentar

  1. Hallo ihr Görlitzer,

    das ist ein toller Brauch. Von dem hatte ich noch nie gehört.
    Bei uns in Nordhessen war es früher so, dass man am Nikolaustag von Haus zu Haus ging und klingelte (ähnlich wie heute an Helloween). Man sagte ein kleines Gedicht auf und bekam dafür etwas ins Säckchen. Meistens Mandarinen, Äpfel oder Süßigkeiten. Ganz selten waren auch mal 10 Pfennig Stücke dabei, dann fühlten wir uns immer wie Krösus.

    Liebe Grüße
    Liane

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