Astronomische Uhr Münster

Als wir in den Herbstferien im Münsterland waren, haben wir uns natürlich auch dieses Wunderwerk der Technik angeschaut. Es gibt nicht mehr viele dieser astronomischen Uhren in Europa, die auch noch voll funktionsfähig sind.

Was sind astronomische Uhren?

Die astronomischen Uhren sind Uhren, die neben der Uhrzeit auch astronomische Dinge darstellen, wie den Stand der Sonne oder Mond, den Tierkreis, Mondphasen oder auch Planeten und ihre Stellungen am Himmel. Es sind mechanische Uhren.

Die ersten astronomischen Uhren waren Astrolabiumsuhren, die mit mehreren Zifferblättern arbeiten. Eine der wenigen dieser Uhren die es noch gibt und die noch voll funktionsfähig sind, ist die Prager Rathausuhr.

astronomische uhr Prag Rathaus
Die wundervolle Prager Rathausuhr

Astronomische Uhren zeigen nicht nur die Zeit oder astronomische Aspekte an, sondern waren auch immer reichlich verziert und oft mit einem Glockenspiel verbunden. Irgendwie ein wissenschaftliches Kunstobjekt in den Kirchen oder Rathäusern.

Sie sollten auch nicht nur die Zeit oder wichtige astronomische Sachen darstellen, sondern immer auch zum Nachdenken über die Zeit, vor allem auch in Kirchen über die eigene Vergänglichkeit anregen, was oft durch Figurenspiele an den Uhren dargestellt wurde.

Die astronomische Uhr in Münster

Münster Dom astronomische Uhr
Münster Dom

Die astronomische Uhr im Dom von Münster haben wir bei unserer Reise in das Münster Land das erste Mal gesehen und es ist ein beeindruckendes technisches Meisterwerk mit so einigen Besonderheiten.

Sie wurde in den Jahren 1540-1542 gebaut im Zusammenspiel von Johann von Aachen und Dietrich Tzwyvel, die die Berechnungen zur Uhr lieferten und dem Schlosser  Nikolaus Windemaker, die Malerei des Uhren Gehäuses fertigte Ludger tom Ring.

Eine der Besonderheiten der astronomischen Uhr in Münster ist der Standort, anders wie bei diesen Uhren üblich befindet sie sich nicht im Chorhaupt der Kirche, sondern im südlichen Chorumgang in Richtung Süden, warum die Uhr sich an dieser Stelle befindet, ist unklar.

Die nächste Besonderheit ist das der Stundenzeiger der Uhr entgegen dem Uhrzeigersinn läuft, was so nur an der Uhr in Münster zu finden ist. Das kann einen ganz schön verwirren.

Das Aussehen der astronomischen Uhr in Münster

Astronomische Uhr Münster DomDeutschland
Der obere Teil der astronomischen Uhr

Die Uhr besteht aus drei Teilen, den unteren Teil, auf dem Foto angedeutet, bildet ein Gitter dem Kalendarium, ein Kalender für jeden Tag im Jahr und vor allem zur Berechnung von Ostern in jedem Jahr, für die Jahre 1540- 2071! Allerdings durch den gregorianischen Kalender, der im Jahr 1582 eingeführt wurde, ist die Berechnung von Ostern nun nur noch mit Zusatzberechnungen möglich.

Zum Ablesen des Kalendariums gibt es dort sieben verschiedene Ringe, wo man die verschiedenen Dinge wie Jahreszahl bis zum Tagesheiligen ablesen kann, eine wirkliche Wissenschaft für sich.

Über dem Kalendarium schließt sich das Ziffernblatt als zweiter Teil der astronomischen Uhr an. Wie schon geschrieben läuft der Stundenzeiger links herum. Es ist ein 24 Stundenziffernblatt, was in 12 Vormittagsstunden und 12 Nachmittagsstunden, ganz anders wie wir es heute kennen.

Innerhalb dieses Ziffenringes läuft eine dünne Linie, die im Prinzip aus 1440 feinen Strichen besteht. Dieser Strichkreis sind die Minuten der Stunde, jeder Strich bedeutet also eine Minute, die Striche sind jeweils zu 15 Zusammengefasst, also einer Viertelstunde. Die astronomische Uhr lässt sich aber nicht Minuten genau ablesen, dafür ist der Zeiger zu dick oder die Striche zu dünn.

Minutenzeiger waren zur damaligen Zeit noch nicht in Gebrauch, was einfach auch mit dem damaligen Leben, was noch viel mehr von den äußeren Begebenheiten wie Sonnenauf -und Untergang angelegt war, es eben auch überhaupt nicht auf die Minute ankam.

Vor dem Ziffernblatt befinden sich sieben Zeiger für sieben Planeten, nach dem geozentrischen Weltbild, wo die Erde der Mittelpunkt der Planeten gesehen wurde.

Erst nach Fertigstellung der astronomischen Uhr wurde das Buch von Kopernikus gedruckt (1543), das das heliozentrische System erklärte, mit der Sonne im Mittelpunkt.

Im Inneren des Ziffernkreises befindet sich ein Rankenwerk, auf dem die 12 Tierkreiszeichen zu sehen sind, das ist der Tierkreiszeiger. Der Sonnenzeiger der Planetenzeiger zeigt das jeweilige Tierkreiszeichen an.

Zifferblatt astronomische Uhr Münster
Das Zifferblatt

Im obersten Teil der Uhr ist ein Stall von Bethlehem dargestellt. Bethelehem die als Davidstadt gilt, wird durch die Figur im Giebel des David mit dem abgeschlagenem Kopf Goliaths in der Hand dargestellt.

Links steht der „Tutemann“ dieser bläst zu jeder Stunde die Zahl der Stunden in sein Horn, seine Frau,die rechts von ihm steht, schlägt dazu auf die Glocke.

Auf der rechten Seite befindet sich Chronos, der Gott der Zeit. Dieser geflügelte Gott dreht jede Viertelstunde seine Sanduhr um, weil die „Zeit fliegt“. Der Tod, ein Gerippe mit Pfeil in der Hand,der neben Chronos steht, schlägt jede Viertelstunde auf die Glocke. Damit man sich auf die Vergänglichkeit des Lebens besinnt.

In der Mitte ist Maria mit dem Jesuskind zu sehen und jeden Tag um12.00Uhr(Sonntags 12.30Uhr) kann man ein Figurenspiel mit dem Thema der heiligen Dreikönige sehen.

Warum man astronomische Uhren in Kirchen findet

In allen Kulturen war es die Aufgabe von Priestern die Termine der Feste zu bestimmen. Nachdem dann 325, auf dem Konzil von Nikäa, festgelegt wurde, das das Osterfest immer am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling gefeiert werden sollte, musste man dieses Datum natürlich genau bestimmen, denn es geht der Osterzeit eine lange Fastenzeit voraus, dazu bedurfte es genauer astronomischer Kenntnisse. Die astronomischen Uhren waren dazu eine große Hilfe.

Die ersten Uhren kamen 1200 auf, erst nur Schlagwerke, kamen dann Ziffernblätter und Zeiger dazu, bis die Uhren immer komplizierter wurden bis sie dann auch astronomische Details anzeigen konnten.

Dazu berechneten Astronomen die Wege der Gestirne und diese astronomischen Berechnungen wurden nun in Zahnräder umgerechnet, die von Hand geschmiedet wurden und dann in Uhrwerken zusammengesetzt wurden! Eine wahre technische Meisterleistung, als Kind eines Schlosser,weiss ich um diese unglaubliche Arbeit die in solchen technischen Werken steckt.

Natürlich sind die Uhren von der Präzision unserer heutigen Zeitmessung weit entfernt, allein schon durch die Abnutzung des Eisens, was die Schmiede und Schlosser verwendeten, wurden die Uhrwerke immer ungenauer. Nicht verwunderlich das von 1000 astronomischen Uhren, von denen man weiß, nur noch ganz wenige heute existieren. Die astronomische Uhr in Münster gehört zu den jüngsten, aber durch die wunderbare Bemalung auch zu den Schönsten und eine der ganz wenigen die neben Sonne und Mond auch noch die anderen Planeten anzeigt. Und sie besitzt das am weitesten vorausberechnete Kalendarium.

Wer also einmal in Münster ist sollte sich dieses Meisterwerk der Technik nicht entgehen lassen!

Technische Daten der astronomischen Uhr Münster

Höhe der Uhr: 7,8 m

Breite des Mittelteils: 4,1 m

Durchmesser des Zifferblattes: 3,0 m

Durchmesser der Kalenderscheibe: 1,5 m

Höhe der Planetentafeln: 2,3 m

Ein Kommentar

  1. Mein letzter Besuch in Münster ist schon über 30 Jahre her, obwohl ich sogar Verwandtschaft dort habe. Wird Zeit, der Stadt mal wieder einen Besuch abzustatten 🙂 Ein sehr informativer Beitrag, danke! LG Victoria

Schreibe einen Kommentar zu Victoria Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert