Meine Lieblingsstadt im Norden- Siedlung Solowezki

Meine Lieblingsstadt im Norden eine  Reihe hier auf dem Blog, in der in unregelmäßigen Abständen, unsere Leser ihre Lieblingsstadt im Norden vorstellen können und da ist es egal ob Deutschland, Norwegen, Schweden, Dänemark, Finnland , Schweden oder ein ganz anderes Land welches im Norden liegt.

Wir stellen 5 Fragen und dazu gibt es noch allerlei Wissenswertes und Informatives über die Lieblingsstadt.

Die Fragen zur Lieblingsstadt im Norden:
1. Welche ist meine Lieblingsstadt im Norden?
2. Warum ist es meine Lieblingsstadt?
3. Deine ” Geheimtipps” für die Stadt.
4. Warum sollten andere sie besuchen?
5. Beschreibe die Stadt mit 3 Adjektiven

Heute stellt Karsten vom Rhein-Wolga- Kanal seinen Lieblingsort im Norden vor.
 

1. Welche ist meine Lieblingsstadt im Norden?

Leider muss ich etwas mogeln: Meine Lieblingsstadt im Norden, die Siedlung Solowezki auf der Großen Solowezki-Insel im Weißen Meer, ist keine richtige Stadt, sondern nur ein Dorf mit offiziell 900 Einwohnern – dafür aber mit einem Platz auf der Unesco-Welterbeliste und einem aus Holz gebauten Mini-Flughafen mit Linienverkehr. Wenige Orte in Europa haben mich je so beeindruckt wie dieser Flecken in Russlands Norden.

Meine lieblingsstadt im Norden Ansicht von Solowezki
Foto: Karsten

2. Warum ist es meine Lieblingsstadt?

 

Das grandiose Solowezki-Kloster im Zentrum der Siedlung ist heute wieder wie vor 500 Jahren ein Zentrum orthodoxer Frömmigkeit. Wer zum ersten Mal auf der Insel ankommt, die niedrigen Holzhäuser sieht und auf den staubigen Straßen Mönche und Frauen mit bunten Kopftüchern trifft, glaubt sich am Ende einer Zeitreise in die Vergangenheit. Im Sommer wird es hier, knapp südlich des Polarkreises, nie dunkel. Bevor die Sonne für ein kurzes Weilchen unter den Horizont sinkt, taucht sie die Klostermauern, die Zwiebeltürme dahinter und den kleinen Hafen in ein atemberaubendes Licht. Dazu vermischen sich Glockengeläut und das Geschrei der Möwen. 

Soloweki
Foto: Karsten

Da ist es kein Wunder, dass es seit der Wende in Russland wieder Pilger und zivilisationsmüde Aussteiger auf die abgelegenen Solowezki-Inseln zieht. Die schreckliche Geschichte dieses Ortes ist dabei irgendwie immer präsent: Nach der Oktoberrevolution waren das Kloster, die Siedlung und alle großen und kleinen Inseln des Solowezki-Archipels für die Dauer von rund 20 Jahren zu einem riesigen Straflager umgewandelt worden, in dem unzählige Häftlinge umkamen. Himmel und Hölle begegnen sich mancherorts in Russland, aber ich glaube, nirgendwo ist es so krass wie hier. 

 

3. Deine „Geheimtipps“ für die Stadt

 

Wer im Sommer mehrere Tage auf den Inseln bleibt, sollte neben einer geführten Besichtigungstour durch das riesige Kloster-Areal auf jeden Fall einen Ausflug zum knapp 20 Kilometer entfernten Belugawal-Kap unternehmen. Es heißt, auf der Welt gebe es keinen besseren Ort, um direkt vom Strand aus Weißwale zu beobachten. Für den Weg dorthin, speziell die etwas strapaziösen letzten fünf Kilometer zur Küste auf einem Wald-Trampelpfad, empfehle ich aus schmerzhafter Erfahrung guten Mückenschutz in großer Menge. Manche Insulaner bieten auch Bootstouren zu den Walen an, aber es ist fraglich, ob solche Besuche diesen wunderbaren Tieren gefallen.

Sehr zu empfehlen ist die Kantine im Kloster, die nicht nur Pilgergruppen, sondern auch gewöhnliche Touristen versorgt. Wir waren während unseres Aufenthaltes jeden Morgen zum Frühstück im klösterlichen Speisesaal, und ich habe selten in Russland so leckere Piroggen gegessen. Frauen sollten gemäß den orthodoxen Kleidervorschriften auf dem Gelände besser einen Rock anziehen und ein Kopftuch oder einen Hut tragen.

Viele Russen träumen davon, mindestens einmal im Leben auf die Solowezki-Inseln (abgekürzt auch Solowki genannt) zu reisen. Manche, die dort schon waren, kommen danach wieder. Während der kurzen Tourismussaison im Sommer sind deshalb inzwischen alle Hotelzimmer und Privatunterkünfte in der kleinen Siedlung meist lange im Voraus ausgebucht, die Fähre vom karelischen Hafen Kem ebenso. Deshalb gilt für Besucher: Unbedingt rechtzeitig planen! Die Solowki sind kein Ort, wo man mal eben so spontan vorbeischaut.

 

4. Warum sollten andere sie besuchen?

 

Von dem russischen Literaturwissenschaftler Dmitri Lichatschow stammt der Ausspruch: „Alles auf den Solowki erzählt von der Unwirklichkeit der irdischen Welt und von der Nähe der jenseitigen.“ Viele Menschen im Westen meinen, Russland sei ein großes Rätsel, das sowieso keiner je verstehen könne. Die Menschen im und um das Solowezki-Kloster, die inmitten herber nördlicher Natur versuchen, mit ihrer dramatischen Geschichte umzugehen, sind möglicherweise ein Puzzleteil für die Lösung dieses Rätsels. Wer besser verstehen möchte, warum die Russen sind, wie sie sind, sollte in See stechen und Kurs auf die Inseln im Weißen Meer nehmen.

 

5. Beschreibe die Stadt mit 3 Adjektiven

 

Mystisch, tragisch, zeitlos

Solowiki
Foto: Karsten

Danke Karsten für das Vorstellen deiner Lieblingsstadt Siedlung Solowezki! 

Über Karsten:

Karsten Meine Lieblingsstadt im Norden Solowezki
Foto: Karsten

 Karsten ist von Beruf Redakteur einer Nachrichtenagentur. Er wohnt mit seiner deutsch-russischen Familie in Rheinland-Pfalz, davor über zehn Jahre lang in Moskau. Am liebsten reist er immer noch mit der Eisenbahn durch Osteuropa. In seiner Freizeit schreibt er für den „Rhein-Wolga-Kanal“ – seinen privaten Blog für Russland-Reisende und alle, die es werden wollen.

Hast du auch eine Lieblingsstadt im Norden, würden wir uns freuen wenn du sie uns vorstellen möchtest! Melde dich in den Kommentaren oder per Mail bei uns.

 

Meine Lieblingsstadt im Norden: Oslo

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

7 Kommentare

  1. Ich finde es auch immer spannend neue Orte zu entdecken und diesen hier kannte ich noch nicht. Das Dorf sieht aber richtig toll aus und auch die Geschichter dahinter ist spannend, wenn natürlich auch sehr tragisch. Ich bin aber ein kleiner Geschichtsnerd und sauge solche Fakten dann gerne bei einer Reise auf.

  2. Das sind doch genau die Tipps die man braucht! Ein 900 Einwohner Dorf auf das ich selbst nie gekommen wäre, nun steht es auf meiner Liste für einen Trip nach Russland, denn das klingt wirklich nach einem schönen Städtchen. Und die Bilder, wunderschön!
    Auch die Blogreihe an sich finde ich eine geniale Idee liebe Ina, echt klasse.

    Viele Grüße
    Isa

  3. Liebe Ina,
    das ist wirklich eine schöne Reihe, und dieser Tipp hier echt ein Besonderer. Solche aus der Zeit gefallene Orte mag ich sehr gern. Und die praktischen Tipps zur Anreise und Buchung sind ja Gold wert.
    Liebe Grüße
    Angela

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