Schulterblick Timelapse

Seit einiger Zeit beschäftige ich mich gelegentlich auch mal mit Timelapse. Nicht sehr intensiv und auch auch nicht permanent, aber immer wieder mal versuche ich mich an kleineren Filmen. Ich taste mich langsam an das Thema heran und möchte meine Erfahrungen hier mit euch teilen. Dabei geht es mir wie immer auch darum zuzeigen, was nicht funktioniert als immer nur die tollen Erfolge zu präsentieren.

Timelapse, auch Zeitraffer genannt, verwendet man, um Prozesse, die so langsam vonstatten gehen, dass man sie mit mit dem bloßen Augen kam wahrnimmt, sichtbar zu machen. Das sind zum Beispiel: ziehende Wolken, Sonnenauf- und Untergänge, wachsende Pflanzen oder aber auch das Errichten eines Hauses.

Zeitrafferaufnahmen sind eine Spielerei in der Fotografie, die für mich eine Kombination aus filmen und fotografieren darstellt. 

Zwei Kameras. Eine für Timelapse und eine für Langzeitbelichtung.
Zwei Kameras. Eine für Timelapse und eine für Langzeitbelichtung.

Dabei werden in bestimmten Abständen einzelne Bilder mit der Kamera aufgenommen und später zu einem Film zusammengefügt. Die Ergebnisse können wirklich faszinieren, aber es erfordert doch eine Menge Erfahrung und Zeit. Viel Zeit. Denn hat man die Kamera einmal eingestellt und beginnt mit der Aufnahme, kann man nur noch warten. Je nach Projekt kann man schon mal ein paar Stunden damit zubringen der Kamera beim Auslösen zuzuhören. 

Das erschien mir lange als ziemliche Zeitverschwendung, bis ich vor ein paar Wochen auf die Idee kam, meine alte Kamera dafür zu verwenden. Ein altes Baumarktstativ hatte ich auch noch und war somit für den Anfang gewappnet. Jetzt kann ich Zeitraffer aufnehmen während  ich fotografiere. Somit kann ich die Zeit besser nutzen und habe am Ende gute Bilder und vielleicht sogar eine Zeitrafferaufnahme, die sich auch mal zeigen lässt.

Was braucht man um ein Timelapse zu erstellen?

Zuerst einmal eine Kamera, an die man einen Fernauslöser anschließen kann. Dann natürlich ein Stativ. Es ist absolut wichtig, dass die Kamera stabil steht und sich keinen Millimeter bewegt, in der Zeit in der man das Timelapse erstellt! Die kleinste Bewegung wird sich durch ein Ruckeln im Film bemerkbar machen und das sieht wirklich furchtbar aus.

Außerdem benötigt man noch unbedingt einen Intervalometer. Ohne geht es nicht, es sei denn die Kamera hat zufällig einen an Board oder unterstützt Apps die so etwas können. Ein Intervalometer gibt der Kamera in regelmäßigen Abständen einen Impuls und lässt sie somit auslösen. Der Intervall ist konfigurierbar und kann somit an die Aufnahmesituation angepasst werden. Viele Fernauslöser haben eine Intervallfunktion. Man bekommt sie schon für recht wenig Geld bei diversen Onlinehändlern.

Mehr braucht man für den Anfang eigentlich nicht. Vielleicht noch einen ND2 oder ND4-Filter, um bei starken Licht auf auf längere Belichtungszeiten zu kommen.

Und was muss man an der Kamera Einstellen?

Es isst absolut wichtig, dass der Film ruckelfrei und flackerfrei abläuft. Deshalb sollte man der Kamera jede mögliche Entscheidung abnehmen. Das heißt wir verzichten auf wirklich alle Automatiken. Iso, Weißabgleich, Blende, Verschlusszeit müssen manuell eingestellt werden. Auch der Fokus muss manuell eingestellt werden. 

 

Bei einem Zeitraffer werden oft mehrere hundert Bilder aufgenommen. Würde man der Kamera ein Teil der Einstellungen überlassen, könnte es zu geringen Abweichungen kommen und das macht sich später im Film deutlich bemerkbar.

Das es sehr viel Zeit benötigt, um einen Zeitraffer aufzunehmen, sollte man sich unbedingt genügend Zeit für die Einstellungen nehmen. Es kann ziemlich frustrieren, wenn man nach zwei Stunden warten feststellt, dass man zum Beispiel vergessen hat, dass der Iso noch auf Automatik steht. 

Ich bin zwar ein großer Fan von RAW, doch bei Zeitraffern sollte man darauf verzichten und stattdessen lieber JPG verwenden. Zum einen passen so viel mehr Bilder auf die Speicherkarte, zum anderen geht die Bearbeitung am Rechner viel schneller. Müsste der Rechen 800 RAW in JPG konvertieren, wäre er mehrere Stunden beschäftigt. Ich musste diese Erfahrung leider auch machen.

Eine große Rolle spielt die Belichtungszeit. Beim Filmen verwendet man die Verschlusszeit ganz anders als beim Fotografieren. Beim Fotografieren richtet sich die Belichtungszeit nach Blende und ISO. Wie lang die Verschlusszeit ist oder sein kann hängt also von der Umgebung und von jeweiligen Motiv ab.

Einen Wasserfall fotografiert man gerne mit einer längeren Verschlusszeit, da man dann das Wasser weich zeichnen kann. Möchte man hingegen Bewegungen einfrieren, wählt man eher eine sehr kurze Belichtungszeit, da dies eine so genannte Bewegungsunschärfe verhindert. Personen oder auch Tiere sollte man daher lieber nicht mit all zu langen Verschlusszeiten ablichten.

Beim Filmen richtet sich die Verschlusszeit aber danach, wie viele Bilder per Sekunde (fps) die Kamera aufnimmt. Normal sind hier 25 fps oder auch 50 fps. Der Wert der Verschlusszeit sollte doppelt so groß sein, wie die Aufnahmegeschwindigkeit. Das heißt wenn man mit 25 fps filmt, sollte die Belichtungszeit bei 1/50 liegen. Bei 50 fps wählt man eher 1/100 Sekunden. 

Dadurch wirken Bewegungen weicher und flüssiger und wirken nicht ruckelig oder abgehackt. In der Regel reicht es bei Timelapse, wenn man mit 25 fps filmt. Der Vorteil von 50 fps oder mehr ist, dass man einige Szenen auch einmal langsamer abspielen kann. Solche Slowmotionen machen hier keinen wirklichen Sinn.

Blende und ISO werden dann dementsprechend eingestellt. Um auf eine Verschlusszeit von 1/50 Sekunde zu kommen, reicht es gerade im Sommer oft nicht aus nur die Blende weit zu schließen. Genau wie beim filmen üblich, kann man dann einen ND-Filter verwenden. Außerdem möchte man nicht immer nur mit geschlossener Blende filmen, sondern genau wie in der Fotografie auch mal mit Unschärfe spielen. Einen Satz mit ND 2, ND 4 und ND 8 ist deshalb empfehlenswert. Es gibt auch variable ND-Filter, die man meist von ND 2 bis ND 400 einstellen kann. Solche Filter haben meist eine schlechtere Qualität, wenn man sie aber nur schwach einstellt fällt es meistens gar nicht so auf. Zum Filmen oder für Timelapse kann man sie bedingt verwenden.

Allerdings sind das alles nur Richtwerte. Ich finde das sich Wolken oder auch Personen flüssiger bewegen, wenn ich die Verschlusszeit auf 1/50 Sekunden einstelle. Aber hier spielt auch die Geschwindigkeit der Motive eine große Rolle und natürlich auch die länge des Intervalls.

Den richtigen Intervall wählen

Das ist eigentlich die grösste Herausforderung, die Länge des Intervalls ist entscheidend  ob ein Film ruckelt oder auch nicht. Hier kommt es aber auch stark auf das Motiv oder das Projekt an. Wenn man eine Pflanze beim Wachsen beobachten möchte reicht ein Intervall von 10 Minuten vermutlich aus, während man bei Wolken etwa alle 1 bis 3  Sekunden ein Foto machen sollte. Je nach dem wie schnell sich die Wolken bewegen. 

Sind die Abstände zu groß, entstehen Lücken, die sich dann als Ruckeln im Film bemerkbar machen. Deshalb neige ich eher zu kürzeren Abständen zwischen den Bildern. Es gehört offensichtlich eine ganze Menge Erfahrung dazu, den richtigen Wert zu erkennen. Es gibt auch Langzeitprojekte, bei denen man nur ein einziges Bild am Tag aufnimmt. Zum Beispiel wenn man einen Zeitraffer vom Bau eines Hauses erstellen möchte.

Als eine echte Herausforderung entpuppte sich das Erstellen von Sonnenuntergangs-Timelapse, weil sich die Aufnahmesituation permanent ändert. Hier müsste man eigentlich die Belichtungszeit anpassen, aber das sieht man dann später im fertigen Film deutlich. Daran muss ich unbedingt noch arbeiten. 

Und wie macht man aus den Bildern jetzt einen Film?

Das ist gar nicht so schwer. Es gibt Programme die sich darauf spezialisieren, aber auch einige Videobearbeitungsprogramme oder Bildbearbeitungsprogramme können das. Wer hier öfter mit liest weiß, dass ich auf meinen Rechnern Linux einsetze. Für Timelapse und Videobearbeitung verwende ich hier kdenlive. Damit kann ich die Bilder recht einfach zu einem Film zusammenfügen und anschließend noch Farbe, Kontrast, Schärfe und so weiter korrigieren. Das Programm gehört wie immer zur Freien Software und ist auch für andere Betriebssysteme  verfügbar. 

Ein paar Worte zu meinen Timelapse

Wie schon am Anfang schrieb, taste ich mich noch recht ungeschickt an das Thema heran. Vieles ist mir noch unklar und oft mache ich kleine Fehler die sich dann aber im Resultat deutlich zeigen. Experimentieren gehört aber zur Fotografie dazu, denn so kommt man zu mehr Erfahrung.

Früher sagte man: „aus Fehlern lernt man“. Doch im Internet sieht man immer nur tolle Menschen, die großartiges leisten und scheinbar nie etwas falsch machen. Misserfolge sind unbeliebt und peinlich, dabei gehören sie dazu und sind auch wichtig.

Aus diesem Grund zeige ich hier einige Timelapse, die mir recht gut gelungen sind und andere, wo ich total versagt habe, wie ich finde. Die weniger guten sollen einfach zeigen, wie sich kleine Fehler bemerkbar machen können. Ich möchte aber niemanden abschrecken, sondern eher ermutigen, sich einmal mit dem Thema zu beschäftigen. 

Das gleiche gilt auch für die Fotografie. Man muss sich das Wissen und die Erfahrung erst erarbeiten,nur so wird man mit der Zeit besser. Rückschläge sind ganz normal und kommen immer wieder mal vor.  

Buchtipp

Ich bin kein großer Freund von Fotofachbüchern. Nicht das ich sie für unnötig halte, oder mir einbilde, dass ich eh schon alles weiß, aber oft ist es doch so, dass man nur einige Teile eines Fachbuches wirklich benötigt. Möchte ich etwas nachschlagen, bin ich mit meinem Handy wesentlich schneller, als wenn ich erst in den Büchern wühlen müsste. Zum Glück gibt es so viele Blogger, die sich mit der Fotografie beschäftigen.

Allerdings gibt es auch Bücher, die man gerne und öfter mal in die Hand nimmt. Zum einen weil sie interessant sind und zum anderen weil sie wirklich toll gemacht sind. Eines davon ist das Buch Zeitrafferfotografie: Schritt für Schritt zum professionellen Timelapse-Video von Tobias Gawrisch.

Affiliate Link*:


 

 

Tobias Gawrisch ist Fotograf, YouTuber und Blogger. Seinen YouTube-Kanal solltet ihr unbedingt mal besuchen, seinen Blog kann ich nur wärmstens empfehlen.

Das Buch ist für mich ein Leitfaden wenn es um Zeitrafferaufnahmen geht, denn Tobias beschreibt hier umfangreich, und sehr verständlich wie man ein Timelapse erstellt, was es für Geräteklassen gibt und auf was man sonst noch so achten muss. Außerdem wurde es sehr hochwertig gedruckt und die Bilder sind wirklich beeindruckend.  Vielen Dank an dieser Stelle!

 

Wandkalender 2019 Russland oder Norwegen

Schulterblick: Auf Pilzsuche Teil 1

Schulterblick: Langzeitbelichtung am Tag

 

5 Kommentare

  1. Das ist ja genial! Ich wusste gar nicht wie man das macht … toll! Bei dir sieht das einfach toll aus … aber ob ich das jemals hinbekomme? Nun ja, ich würde es auf jeden Fall gerne einmal probieren.

    Liebe Grüße
    Verena

  2. ich finde Timelapse auch so genial – zumindest schaue ich sie mir super gerne an – das hat fast was magisches 🙂
    selber habe ich mich aber noch nicht damit befasst, auch wenn ich bereits wusste, wie es funktioniert. bisher war mir das noch etwas zu aufwändig 😉

    liebste Grüße auch,
    ❤ Tina von liebewasist.com
    Liebe was ist auf Instagram

  3. Moin, ich verwende für meine Timelapsen die Software LRTimelapse von Gunther Wegner, welches auch bis zu einem gewissen Umfang gratis nutzbar ist. In Kombination mit LR ist die Verarbeitung dann ein „Klacks“.

    Beste Grüsse

    Torsten

Schreibe einen Kommentar zu Petra :) Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert