Beim letzten Sortieren der Grönlandbeiträge, ist mir aufgefallen, das wir über unser Auswandern nach Norwegen 2005 noch gar nicht geschrieben haben. Das werde ich jetzt einfach mal nachholen.
Inhaltsverzeichnis
Idee des Auswandern nach Norwegen
Wie kamen wir eigentlich auf die Idee nach Norwegen zu gehen? Im ersten Teil der Grönland Geschichten, schreibt Nico schon davon das er durch den Konkurs seiner Firma arbeitslos wurde und das der Punkt war, wo wir sagten, wir wollen Deutschland verlassen. Auf jeden Fall sollte es in den Norden gehen. Dänemark war angedacht, da wir das sehr gut kannten und es auch nicht soweit weg war von Deutschland und es vielleicht leichter war mit Besuch von der Familie.
Dann aber kamen wir an den Punkt, wo wir sagten, warum denn nicht richtig in den Norden und so kam uns Grönland gerade recht. Als sich das dann als nicht gut umsetzbar herausstellte, wenn schon einfache Überweisungen scheitern, dann wird der Alltag wohl richtig schwer, gerade als Familie mit Kindern.
Also hieß der neue Plan: Norwegen!
Sprachkurs und Vorbereitungen zum Auswandern nach Norwegen
Da fand sich auch sehr schnell ein Jobangebot, nur kurze Zeit später nach dem Nico wieder in Deutschland war. Der Arbeitgeber riet ihm erst einmal wieder in Deutschland richtig an zu kommen und einen Norwegischkurs zu machen. Also hieß es nun erst einmal das Arbeitsamt zu überzeugen diesen 12- wöchigen Kurs zu finanzieren. Was sich als nicht ganz so leicht herausstellte, da Nicos Sachbeabeiterin keine Ahnung davon hatte. Nachdem wir dann beim Amtsleiter nachhakten funktionierte plötzlich alles.
Beim BTC in Rostock musste er noch ein 2 tägiges Assessment bestehen, was aber eigentlich beim ihm Quatsch war und er sowieso genommen worden wäre, da Nico schon einen Arbeitsplatz sicher hatte und beim BTC ging es immer auch um Jobvermittlung, damit verdienen sie den Großteil des Geldes.
Da hieß es für Nico also 12 Wochen die Schulbank drücken, mit der Bahn immer 1,5 Stunden ein Weg nach Rostock, dort 8 Stunden intensiv Norwegisch lernen und die Kultur des Landes kennen lernen.
Eine anstrengende Zeit , aber auch eine sehr intensive und lehrreiche.
Nico hatte zwar einen Job, aber sonst war noch nicht soviel geklärt. Der Job war zwar eine Festanstellung, allerdings bei einer Zeitarbeitsfirma und damit wussten wir auch gar nicht so recht wo es ihn und uns in Norwegen hin verschlagen sollte.
Die Idee war, das Nico erst einmal in Norwegen arbeitet, sich alles anschaut und wir dann als Familie hinterherkommen.
Auswandern nach Norwegen-Camphill als Möglichkeit
Da kam ich mir als alter Waldorfschülerin die Idee, es einmal bei den Camphills in Norwegen zu versuchen.
Ein Camphill ist eine Lebens-und Arbeitsgemeinschaft für Menschen mit Hilfebedarf, ob Behinderungen, psychischen Störungen oder andere Dinge bei denen an Unterstützung braucht. In Norwegen sind es Wohn -u. Arbeitsstätten für Erwachsene. Es gibt auch viele Schulen oder Lebensgemeinschaften für Kinder und Jugendliche. Die Camphills wurden von Karl König gegründet, auf Grundlage der Anthroposophie. Da die Waldorfschule ja ebenso auf dieser Grundlage aufgebaut sind, hatten wir eben schon vorher von den Camphill gewusst und wussten das dort immer wieder Mitarbeiter gesucht werden, oftmals auch für ein Jahr.
Die Camphills sind klassischerweise kleine Dörfer mit Bauernhof und Werkstätten, in denen die Mitarbeiter und die „Dörfler“, die zu betreuenden Menschen gemeinsam in Familienhäusern zusammen leben. Es gibt auch Camphills in Städten. Das nur in Kürze zusammengefasst.
Unsere Idee war also, das Nico in Norwegen, um Oslo herum arbeitet und ich und die Kinder ein Jahr in einem Camphill im Süden Norwegens leben und arbeiten und dort vor allem die norwegische Sprache lernen.
Also kurz entschlossen ein Besuchstermin im Vidaråsen landsby, einem Camphill in der Nähe von Tønsberg ausgemacht. Dem grösstem und ältesten Camphill in Norwegen.
Da Nico immer noch seinen Sprachkurs hatte, fuhren ich und die zwei Kinder, damals 5 und 3 Jahre, Ende August/Anfang September 2005 also das erste Mal im Leben nach Norwegen. Wir fuhren mit der Bahn nach Kopenhagen und nahmen dann die Fähre Kopenhagen-Oslo und dann mit der Bahn nach Tønsberg.
Dort in Vidaråsen waren wir nun ein paar Tage zu Besuch.
Wir schauten uns das Leben im Dorf an, halfen in der Gärtnerei, in der Webstube und anderen Werkstätten, waren in verschiedenen Häusern zum Mittag eingeladen und sprachen mit ganz vielen Menschen und es gefiel uns ausgezeichnet. Die Kinder hatten Spaß und eine Menge Tiere im Dorf.
Ich führte auch interessante und intensive Gespräche mit den Verantwortlichen im Dorf. In den Camphillgemeinschaften ist es in der Regel so, das es keine Chefs gibt, sondern die Menschen in Verantwortlichen Gremien gemeinsam Dinge und Sachen entscheiden.
Bei einem dieser Gespräche mit langjährigen Camphill Mitarbeitern, wurde ich gefragt, ob wir es uns nicht als Familie vorstellen könnten imCamphill zu leben und da gerne länger wie nur ein Jahr.
Ein Jahr blieben meist die jungen Mitarbeiter, zu damaligen Zeiten waren es gerne Zivildienstleistende oder andere die meist ein Jahr im Ausland verbringen wollten.
Uns wurde nun vorgeschlagen, als Familie und damit als Verantwortliche für ein Haus ins Camphill zu gehen. Daran haben wir so noch gar nicht gedacht und die Idee gefiel uns! Denn einer der Gründe nach Norwegen auszuwandern war auch was Neues aus zu probieren,ganz andere Weg zu gehen. Alternative Lebensformen aus zu probieren. Und all das ist in einem Camphill möglich!
Nach einem Telefonat mit Nico, der ja in Deutschland war, sagten wir das wir uns das vorstellen konnten. Da in Vidaråsen gerade keine Familie gesucht wurde, empfahl man uns ein anderes Camphill, welches gerade Händeringend eine Familie für ein Familienhaus suchte.
Im Herzen von Norwegen, im schönem Trøndelag, suchte das Camphill Jøssåsen landsby gerade eine Familie für ein Haus. Noch auf dem Rückweg nach Deutschland,machte ich einen Besuchstermin dort aus und das war schon ein paar Tage später.
Auswandern nach Norwegen ganz spontan
Nicos Sprachkurs war gerade zu Ende und er sollte bald in Oslo anfangen. Aber nun ergaben sich vielleicht ganz andere Möglichkeiten, aber wir waren etwas im Zugzwang. Es musste eine Entscheidung her und zwar so schnell wie möglich.
Zuerst einmal ging es nun mit dem Auto, einem Fiat Panda, knappe 1500 km in den Norden! Das war schon was in diesem Miniauto.
Der Kleine brachte uns also mitten in den norwegischen Wald, denn Jøssåsen befindet sich wirklich mitten im Wald ein bisschen in den Bergen. Trondheim ist 40 km entfernt und der nächste grössere Ort, Hommelvik, 16 km entfernt. Die nächste grössere Strasse 2km entfernt. Also idyllischer und ruhiger geht es bald gar nicht mehr! Dort wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, wo die Elche deine nächsten Nachbarn sind.
Dort mitten im Wald direkt an einem kleinem See liegt dieses kleine Dörfchen, welches damals aus 5 Familienhäusern bestand, insgesamt leben so rund 50 Menschen dort zusammen. Dazu noch ein Stall mit Kühen,Hühnern und Schafen. Ein Kulturhaus, verschiedene Werkstätten und so einige Hütten ringsherum.
Wir wohnten in den Tagen die wir zu Besuch waren in einer Hütte und schauten uns am Tage das Dorfleben an, kochten und backten in einem Haus und führten natürlich Gespräche, darüber was wir erwarten,was erwartet wird und was das Leben in einem Camphill ausmacht.
Es gefiel uns sehr gut, sowohl die Menschen, das Leben und das Dorf. Also wir waren bereit! Nach einigen Tagen fuhren wir dann erst einmal nach Hause. Der Dorfrat sollte in seiner nächsten Sitzung darüber entscheiden und uns dann anrufen.
Die Fahrt nach Hause ging dann leider nicht so glatt wie die Hinfahrt. Die Lichtmaschine machte am grössten See Norwegens ,dem Mjøsa schlapp. Zum Glück hatten wir eine Mitgliedschaft im Automobilclub und hatten so noch eine nette Nacht in einem Hotel und eine Fährfahrt mit der Colorline von Oslo nach Kiel statt eine Fahrt über Dänemark.Nico konnte dann auch das erste Mal seine Norwegisch Kenntnisse in der Praxis anwenden, klappte bis auf die fehlende Vokabel für Lichtmaschine ganz gut.
Wer sich übrigens fragt, wie wir denn in den Camphills kommunizierten bis dahin, dort wird viel Deutsch gesprochen, viele Mitarbeiter sind Deutsche bzw. sprechen viele gutes Deutsch.
Die Entscheidung zum Auswandern nach Norwegen
So mussten wir also warten auf einen Anruf und warteten und der Anruf kam nicht an dem Abend wo das Treffen stattfand. Am nächsten Morgen riefen wir ziemlich zeitig in Norwegen an und die Entscheidung war positiv, wir wurden gerne erwartet!
Nun hieß es im Prinzip in nicht mal vier Wochen eine Auswanderung nach Norwegen zu organisieren! Wir wollten noch den sechsten Geburtstag unserer Tochter zusammen mit meinen Eltern feiern und dann sollte es am 18.10.2005 nach Norwegen gehen.
Organisation einer Auswanderung nach Norwegen in unter 4 Wochen
Im Prinzip waren wir ja auf eine Auswanderung vorbereitet, seit Nico in Grönland war hatten wir unseren Hausstand schon reduziert. Nun sollten wir also in eine Camphill Gemeinschaft ziehen , das heißt wir brauchten kaum Möbel oder Haushaltsgegenstände denn die Häuser dort waren voll ausgestattet. Wir brauchten also wirklich nur unsere persönlichen Sachen.
Damals war es so, das das Arbeitsamt 4500€ für einen Umzug beisteuerte, dazu mussten wir nur verschiedene Kostenvoranschläge einholen und das klappte alles ohne Probleme und die Umzugsfirma und wir machten es dann auch noch so, das wir unsere Sachen für ein Jahr einlagerten, denn wir wussten noch nicht ob das Leben in einem Camphill dann wirklich so klappt und so wurde es uns auch geraten, denn oft ist es dann doch nicht so wie erwartet und Familien gehen dann ganz schnell wieder. Wir packen also ein paar Kisten und einige wenige wichtige Sachen, das meiste war natürlich Kinderspielzeug und diese kamen dann mit einem kleinem Transporter nach Norwegen.
Dann natürlich alles mögliche kündigen, abmelden, packen, Nico ursprünglichen Job absagen, aufgeregte Kinder beruhigen und sich natürlich von Freunden und Familie verabschieden! Diese Zeit vor der Auswanderung nach Norwegen ging gefühlt so schnell rum, wie keine andere Zeit!
Dann war es soweit am Geburtstag unserer Grossen kam der Transporter und wir konnten ihn beladen. Den Geburtstag feierten wir bei meinen Eltern wo wir auch die letzte Nacht in Deutschland schliefen.
Am nächsten Tag ging es dann mit dem Zug nach Kopenhagen und von dort mit dem Flugzeug nach Trondheim. Der erste Flug für mich und die Kinder. Der Start für das Auswandern nach Norwegen und damit der Start in 13 Jahre leben im hohen Norden.
Wie die erste Zeit in Norwegen dann war, berichten wir dann bald in in einem weiterem Beitrag.
Fazit zu unserem Auswandern nach Norwegen
Wenn andere Fragen wie man auswandert, dann würde ich davon wie wir es getan haben eher abraten! So spontan ohne das alle genug Sprachkenntnisse haben, ohne große finanzielle Rücklagen, aber für uns hat es in diesem Fall einfach so gepasst und so sollte es einfach sein! Es war eben nicht nur eine Auswanderung nach Norwegen, sondern ein ganz anderes Leben. Eine neue alternative Lebensform mit vielen Vorteilen und auch Nachteilen, die zum damaligen Zeitpunkt genau die Richtige!
Toller Beitrag!
Mein nächster Reiseziel ist auf jeden Fall Norwegen. Es schaut dort wirklich schön aus.