Schulterblick: Minimalistische Reisefotografie

Minimalismus in der Fotografie bedeutet die radikale Reduktion des Bildinhaltes. Minimalistische Bilder zeichnen sich aus, durch eine Klarheit und Einfachheit, wie man sie sonst in keinem anderen Genre der Fotografie findet. Die Leere in diesen Bildern bieten sehr viel Raum für Interpretation, Stimmung und Gefühl. Es erfordert allerdings sehr viel Disziplin vom Fotografen, den Bildinhalt soweit zu reduzieren, dass nur noch das wirklich Wesentliche übrig bleibt.

Glaskugel im nebligen Wasser
Ein typisches minimalistisches Bild.

In der Reisefotografie ist es sehr häufig eher umgekehrt. Man fotografiert was die Batterie hergibt und möchte auch so viel möglich Informationen mit auf den Bildern haben. Völlig klar, man möchte ja auch viele gute Erinnerungen an die Reise bewahren und der Familie und den Freunden möchte man natürlich auch noch zeigen, wo man überall war. 

Viele bunte Tücher
Marktplatz auf Gran Canaria.

Leider hat das aber auch eine gewaltigen Nachteil. Die Bilder werden nicht besonders originell. Es entstehen oft die selben Bilder, wie man sie schon zu tausenden bei Instagram oder sonstwo findet und jedes Bild erinnert uns eher an die Wimmelbilder, als an gute Fotos. Wobei Wimmelbilder wirklich toll sind, die sich aber Fotografisch kaum umsetzen lassen. Um das Chaos zu umgehen empfiehlt sich häufig die Reduktion der Elemente im Bild. Doch wie lässt sich das mit der Reisefotografie verbinden?

Wie gehe ich vor?

Minimalistische Bilder kann man überall machen. Sie sind also eher universell und eignen sich nicht wirklich als Erinnerungsfotos. Dennoch kann man seine Urlaubsbilder stark reduzieren und somit besser strukturieren. Dabei geht es mir gar nicht darum, dass so wenig wie möglich auf den Bilder drauf ist, sondern darum, dass nur das auf dem Bild zusehen sein wird, was auch wirklich nötig ist.

Gelber Wüstensand
Wüste auf den Kanaren

Es ist nicht immer einfach die Motive auch als solche zu erkennen, viel zu oft laufen wir an ihnen ungeachtet vorbei. Deshalb sollte man schon bevor man die Kamera zur Hand nimmt, die Gegend in aller Ruhe betrachten. Gerade wenn man auf Reisen ist, kommt man sehr schnell in Versuchung alles zu knipsen, was einem vor die Linse kommt. Das ist verständlich, denn schließlich befindet man sich meist auf einem Erdteil, den man vermutlich nie wieder betreten wird. Da kann schon mal eine leichte Panik aufkommen.

Trinkbrunnen mit Hund
Typischer Trinkbrunnen in Rom

Kommt man an einen Platz, der einem gut gefällt und den man gerne fotografieren möchte, sollte man sich erst einmal Gedanken machen, warum einem den Platz so gut gefällt. Was macht den Reiz des Motives aus? Ist es das Licht? Die Farben? Oder die Form? Das ist der erste Schritt zur bewussten Fotografie! Es ist völlig egal, mit welchen Gerät man fotografiert , die Frage nach dem Warum sollte eigentlich immer gestellt werden. Je mehr Erfahrung man hat und je öfter man sich diese Frage gestellt hat, desto öfter kommt es vor, dass man auch mal darauf verzichtet, auf den Auslöser zu drücken. 

Stalin-Palast in Moskau
Es gibt eine Menge toller Gebäude in Moskau. Dieses hier hatte es mir besonders angetan.

Ist man sich darüber im Klaren, warum man sich für ein bestimmtes Motiv entschieden hat, kann man sich auch viel leichter darauf konzentrieren. Beim Minimalsieren geht es natürlich darum, den Motiven mehr Raum zu geben. Allerdings ist hier der Spagat zur klassischen Reisefotografie sehr groß, denn die Motive sollen natürlich auch unsere Reise widerspiegeln und so eine Reise ist nun einmal laut, aufregnend, bunt und nicht selten hektisch. 

Wie also kann man das Wesentliche einer Reise so weit reduzieren, das wir harmonische Bilder erhalten, die uns immer noch Raum für Interpretation bieten und gleichzeitig erkennen lassen auf was für eine Reise wir uns begaben?

Ich persönlich konzentriere mich hier auf typisch regionale Motive. In unserer globalisierten Welt wird das zwar auch immer schwieriger, aber daran will ich mich nicht stören. Tulpenfelder findet man nicht nur in Holland und selbst in Skandinavien kann man sicher irgendwo eine Palme im Sommer fotografieren. Es gibt aber sehr viel kleine Details die in jeder Region einfach typisch und unverwechselbar sind. Es heißt die Fotografie hat etwas mit Gefühl zutun. Ich denke genau hier, beim bewussten Erleben der Umgebung fängt das Fotografieren an.

Hochahus in Wladiwostock
Minimalismus bedeutet nicht unbedingt, dass man nur kleine Dinge fotografieren kann. Hier ein Hochhaus in Wladiwostock

Gehe ich auf eine Fototour, egal wo, suche ich nicht nach Motiven, sondern suche nach Dingen die mir gefallen. Nicht alles was mir gefällt, lohnt auch abgelichtet zu werden, aber das ist auch nicht so wichtig. Viel wichtiger finde ich, dass man sich auf die Umgebung einlässt, das Licht zu nehmen weiß und man sich von seinem Bauchgefühl leiten lässt.

Die Einstellungen

Wie schon oft hier berichtet, fotografiere ich in RAW. Das hat den Vorteil. dass ich mich nur um das Belichtungsdreieck kümmern muss. Das heißt, dass nur die Blende, die Verschlusszeit und der ISO-Wert einzustellen sind. Das vereinfacht das Fotografieren enorm. Farbe, Schärfe und Kontrast werden später in darktable bearbeitet.

Teil eines buddhistischen Tempels in Ulan-Ude
Teil eines buddhistischen Tempels in Ulan-Ude

Gerade auf Reisen weiß man eigentlich nie was einem vor die Linse kommt und man sehr oft auch gar keine Zeit hat, lange an der Kamera rum zu fummeln. Deshalb empfiehlt sich hier der A-Modus. Damit stellt man die gewünschte Blende ein und die Kamera bestimmt die passende Verschlusszeit. Arbeite ich mit dem Stativ, stelle ich den ISO-Wert 100, um mögliches Bildrauschen zu verhindern. Fotografiere ich ohne Stativ, nutze ich die ISO-Automatik und überlasse der Kamera den Rest.

Alte Holzfenster.
Altes Holzhaus, wie man es sehr häufig in Sibirien antrifft.

Ich brauch also nur noch die Blende einzustellen und kann damit Einfluss auf die Tiefenschärfe nehmen und kann mich somit völlig frei und ohne Ablenkung auf mein Motiv konzentrieren. Also selbst bei den Einstellungen kann man noch reduzieren und ganz minimalistisch arbeiten. 

Berliner Dom mit Spiegelung im Wasser
Teil des Berliner Domes

Minimalismus in Bezug auf die Ausrüstung ist für mich wiederum ein ganz anderes Thema, auf das ich nur ungern eingehe. Viele Fotografen behaupten, man bekomme den Kopf frei, wenn man nicht mit weniger Kram unterwegs ist. Aber irgendwie nagt dann doch der Zweifel an mir, ob es nicht doch besser wäre das ein oder andere Spielzeug mit einzupacken.   

Quicktipp: Wer zuerst kommt macht die besseren Bilder!

 

Quicktipp: Nutze doch mal das Stativ!

 

Quicktipp: Nimm doch mal das Handy!

 

Schulterblick: Bessere Urlaubsbilder

Ein Kommentar

  1. Da sind richtig tolle Fotos dabei und auch ich ertappe mich immer wieder, wie ich mich auf die interessanteren Details fokussiere. Darüber habe ich auch schon einen Blogbeitrag geschrieben. Ich finde einfach das ist ein Thema, was von vielen Leuten unterschätzt wird.

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